Rübe trifft Milchkuh:

FarmerSpace beim Stalltag Innenwirtschaft von DigiMilch

 

Das digitale Experimentierfeld „DigiMilch“ lud am 17.11.2021 zum Stalltag Innenwirtschaft auf den Betrieb der Familie Eichenseer in Kastl ein. Nach der freundlichen Begrüßung durch Herrn Dr. Bernhard Haidn vom Institut für Landtechnik und Tierhaltung (ILT) der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und Sprecher des Experimentierfeldes, erfolgte ein Betriebsvorstellung durch den Betriebsleiter, Herrn Florian Eichenseer. Nachdem Herr Eichenseer den elterlichen Betrieb vor einigen Jahren übernahm, entschied er sich einen neuen Kuhstall zu errichten und dabei einen hohen Automatisierungsgrad anzustreben. Da der Betrieb neben der Milchviehhaltung auch als Lohnunternehmen tätig ist, war dies ein zentraler Entscheidungsfaktor für die moderne Technikausstattung, da der Milchviehbetrieb in Arbeitsspitzen so wenig Arbeitskräfte bindet und weitgehend autonom funktionieren kann.

 

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Station 1:

Als erste Station des Stalltags stand das automatische Fütterungssystem der Firma Trioliet auf dem Programm, welches aus drei Zuführbunkern für loses Raufutter und Speicherbehältern für z. B. Kraftfutter sowie dem eigentlichen Fütterungsroboter besteht. Die totale Mischration kann dabei ganz individuell auch für kleine Tiergruppen im Stall festgelegt, und im Falle des Betriebs Eichenseer, in kleinen Portionen sieben Mal über den Tag verteilt verfüttert werden, wodurch eine optimale Versorgung der Kühe und eine hohe Nutzung des eingesetzten Futters erzielt werden kann.

Ergänzt wurde die erste Station durch einen wissenschaftlichen Beitrag von Herrn Stefan Beckmann des Experimentierfeldes DigiMilch. Der Beitrag zum Fütterungsmanagement zeigte eindrucksvoll auf, wie wichtig die Futteruntersuchung und die Einbindung der Analyse in das Fütterungsmanagement sind, um z. B. Stickstoffverluste in der Nährstoffkette zu verringern. Die Digitalisierung der Ergebnisse ist dabei ein bedeutender Faktor, um Fehler bei der Übertragung der Daten in das automatisierte Fütterungssystem auszuschließen und dem Landwirt die zielgerichtete Fütterung überhaupt zu ermöglichen.

 

Station 2:

An der zweiten Station des Tages verdeutlichte Dr. Jernej Poteko von DigiMilch im Zusammenspiel mit Mitarbeitern von Stalltechnik, wie wichtig die intelligente Abstimmung der einzelnen Stalltechnikkomponenten in Zukunft sei, um Beeinträchtigungen der Tiere zu verhindern. Laufende Forschungsarbeiten hierzu zeigen die Notwendigkeit intelligenter Systeme: So erfuhren wir unter anderem, wie wichtig eine gute Abstimmung zwischen dem automatischen Fütterungssystem und der Entmistungsanlage ist, damit die Tiere beim Füttern nicht unnötigerweise gestört werden.

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Station 3:

Zum Abschluss des Tages ging es bei Station drei um Sensorik, die tierindividuell die Gesundheit der Tiere monitoren kann. Im Betrieb Eichenseer erfolgt diese vor allem durch das automatische Melksystem (AMS), welches neben der Milchmenge und Qualität auch Zellanzahl, Milchfarbe und Milchtemperatur erfassen kann. Dadurch können auftretende Krankheiten wie Euterentzündungen frühzeitiger und verlässlicher identifiziert und zielgerichtet behandelt werden. In Kombination mit Bewegungsdaten und der Wiederkauaktivität können zudem auch Rückschlüsse auf den allgemeinen Gesundheitsstaus der Tiere erfolgen.

Es war ein sehr lehrreicher und interessanter Tag für uns und wir bedanken uns bei den Kolleg*innen von DigiMilch herzlich für die Einladung, Organisation und den Austausch. Ferner hat sich uns abermals gezeigt, wie wichtig der Austausch mit den anderen digitalen Experimentierfeldern ist. Zwar sind die Systeme Tierhaltung und Ackerbau gänzlich andere, doch haben sich für uns aufgrund des relativ betrachteten höheren Technisierungsgrades im Milchviehstall viele neue Ideen und Ansatzpunkte auch für FarmerSpace ergeben.

Autor: Sebastian Streit (Institut für Zuckerrübenforschung, IfZ)

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Kontakt - Sebastian Streit: streit@ifz-goettingen.de