Landratskandidatin Marlies Dornieden zu Besuch im Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ)

Am Donnerstag, den 05. August, begrüßten das Institut für Zuckerrübenforschung (IfZ) und das digitale Experimentierfeld FarmerSpace auf einer Versuchsfläche in Harste die Landratskandidatin Marlies Dornieden auf ihrer Reise durch die Kommunen im Landkreis Göttingen. Vorgestellt wurden Arbeiten in den Forschungsprojekten RhizoWheat und FarmerSpace. Darüber hinaus erhielt Frau Dornieden Einblicke in den bundesweit einmaligen, seit 2006 bestehenden Systemversuch Fruchtfolge in Harste.

 Rübe ist nicht gleich Rübe - ein kleiner Einblick in ein großes Themenfeld

v.l.n.r. Friederike Heise, Nicol Stockfisch, Jessica Arnhold, Sebastian Streit, Marlies Dornieden, Stefan Paulus, Abel Barreto, Dennis Grunwald
v.l.n.r. Friederike Heise, Nicol Stockfisch, Jessica Arnhold, Sebastian Streit, Marlies Dornieden, Stefan Paulus, Abel Barreto, Dennis Grunwald

Als Einleitung in die bestehenden Versuche gab Dr. Nicol Stockfisch einen kurzen Überblick zu den Arbeiten es IfZs. Das IfZ ist die bundesweit tätige Forschungseinrichtung zur Entwicklung von Verfahren eines nachhaltigen Zuckerrübenanbaus.  Dabei sieht sich das IfZ in der Verantwortung, wissenschaftliche und technische Forschung für den aktuellen und zukünftigen Zuckerrübenanbau zu betreiben und einen nachhaltigen und effizienten Weg für die praktische Landwirtschaft zu ebnen.

Die schwierigen und teilweise extremen Witterungsverhältnisse in den letzten Jahren haben gezeigt, dass die Landwirtschaft sowohl heute als auch in Zukunft noch viele Hürden zu meistern hat. Der Zuckerrübenanbau muss – ebenso wie die Landwirtschaft allgemein – steigende Anforderungen an die Umweltverträglichkeit erfüllen. Die sich stetig verändernden Rahmenbedingungen machen beispielsweise die Prüfung alternativer Pflanzenschutzmethoden notwendig, eines von vielen wichtigen Forschungszielen. Ein weiteres Thema ist die Zuckerrübenpflanze als ein wichtiger Bestandteil vielseitiger Fruchtfolgen. Der kritische Blick der Gesellschaft in Richtung Landwirtschaft fordert alle Beteiligten, ihre Motive und die Voraussetzungen für bestimmte Maßnahmen zu erklären. Daraus ergibt sich ein deutlicher Bedarf für Aufklärung zum großen Themenbereich moderne Landwirtschaft.

Nutzung und Nachhaltigkeit digitaler Technologien in der Landwirtschaft

Im Zuge der landwirtschaftlichen Digitalisierung ist im IfZ die Arbeitsgruppe für Sensorik und Datenanalyse seit einigen Jahren ein wichtiger institutioneller Bestandteil. Auch Vertreter unseres digitalen Experimentierfeldes waren an diesem Tag vertreten, um die Besonderheit einer gemeinsamen Versuchsplattform von Forschung, Beratung und Industrie zu verdeutlichen und die Wichtigkeit von transparenten und für den Landwirt nutzbaren Ergebnissen und Innovationen zu vermitteln. Zu diesem Zweck wurde ein demonstrativer Drohnenflug über dem Dauerversuch durchgeführt und anschließend die Vorgehensweise erläutert. Neben den sensorischen Aspekten wurde zusätzlich ein Einblick in die genaue Erfassung standortspezifischer Wetterdaten anhand des in Göttingen entwickelten Mikroklimasensor von Agvolution gegeben. Frau Dornieden war positiv überrascht über diese Fortschritte im Bereich der Nutzung neuer Technologien im Versuchswesen.

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Frau Dornieden griff aktuelle Fragestellungen aus Praxis und Forschung auf und diese wurden offen in der Runde diskutiert. Neben bekannten Problematiken in der zeitgemäßen Anpassung von versuchsgebundenen Fragestellungen, welche oft bereits Jahre im Voraus geplant werden müssen, stellten sich die Fragen des Nutzens digitaler Technologien, sowie von Dauerversuchen, für die praktische Landwirtschaft. Für die Weiterentwicklung der Anbauverfahren spielen auch die Akzeptanz und Anerkennung wissenschaftlicher Ergebnisse in der Bevölkerung eine wichtige Rolle.

Als Betriebswirtin war für Frau Dornieden die Frage des Mehrwertes und der Ertragserhöhung durch den Einsatz digitaler Technologien von Bedeutung. Ein berechtigter Ansatz, da eine Umstellung des Betriebskonzeptes oft mit hohen Investitionen und dem daraus resultierenden kostengebundenen Risiko verbunden ist. Feldhygienemaßnahmen könnten in diesem Zusammenhang die gezielte Ausbringung von Pflanzenschutz- oder Düngemitteln sein, sowie eine angepasste und umfangreichere Fruchtfolge und eine standortgeeignete Bodenbearbeitung.

Der Einsatz neuer Technologien lässt sich besonders für die Früherkennung von Krankheiten oder punktueller Mangelsituationen (wie Nährstoffmangel) im Feld nutzen. Eine Ertragssteigerung in größerem Ausmaß ist dabei durch die genannten Innovationen nicht zu erwarten, weil das Ertragsniveau in Deutschland bereits sehr hoch ist. Aus ökonomischer Sicht ist jedoch nicht zu unterschätzen, dass eine punktuelle anstatt einer flächigen Ausbringung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln, sowie eine Früherkennung von Krankheiten im Feld, zu einer deutlichen Senkung der anfallenden Kosten für den Landwirt führen kann. Dies sind wichtige Argumente, um vorhandene oder zukünftig etablierte Technologien für die Landwirte attraktiv zu machen.

Nutzung und Nachhaltigkeit digitaler Technologien in der Landwirtschaft

Im Zeichen des Klimaschutzes und der voranschreitenden Energiewende ist ein Umdenken in der Energiegewinnung bundesweit anzustreben. Die Nutzung von Strom, transportiert durch die Stromtrasse Südlink, bietet dabei eine Lösung, um städtische Ballungsgebiete zukünftig zu versorgen. Das IfZ betrachtet die Verlaufsplanung der Stromtrasse mit kritischen Augen, da der Verlauf sehr nahe am Systemversuch Fruchtfolge in Harste geplant ist. Der seit 2006 etablierte Dauerversuch ist nicht zu verlegen, so dass eine Trassenführung über die Versuchsfläche das Aus für den bundesweit einmaligen Fruchtfolgeversuch bedeuten würde.
Drohnenaufnahme des Systemversuchs Fruchtfolge am Standort Harste bei Göttingen
Drohnenaufnahme des Systemversuchs Fruchtfolge am Standort Harste bei Göttingen

In den letzten Jahren hat der Zuckerrübenanbau einen wahren Umschwung der Rahmenbedingungen und in den Fruchtfolgen erlebt. Seit 2015 stieg im Zuckerrübenanbau der Zwischenfruchtanbau auf über 60% der Anbauflächen. Dabei dominieren bundesweit reine Getreidefruchtfolgen und Winterweizen als direkte Vor- und Nachfrucht. Eine Analyse der Anbaupausen fiel dabei in den letzten Jahren deutschlandweit unterschiedlich aus. Während im norddeutschen Raum eher eine Anbaupause von zwei Jahren genutzt wird, dominieren in Ostdeutschland Anbaupausen von vier und mehr Jahren.

Durch eine zukünftige Konzentration es Zuckerrübenanbaus in Farbriknähe, stellt sich weiterhin vermehrt die Frage zur optimalen Anbaupause zwischen den Rüben-Anbaujahren. Der Systemversuch Fruchtfolge des IfZs geht dieser Fragestellung nun seit dem Jahr 2006 nach und untersucht dabei auch die Wirkung verschiedener Vorfrüchte (Winterraps, Winterweizen) auf den Zuckerrübenertrag. Aber auch die Wirkungsweise unterschiedlicher Fruchtfolgen auf die Rübenqualität durch eine individuelle Integrierung von Silomais und Körnererbsen werden untersucht. Seit 2018 wird der Einfluss der Diversität der Fruchtfolge auf die Diversität der boden- und vegetationsassoziierten Fauna und Segetalflora geprüft. Seit 2020 wird außerdem im Verbundprojekt RhizoWeat die Auswirkung der Stickstoffdüngung auf die Bestandsentwicklung, das Wurzelwachstum und den Ertrag von Winterweizen untersucht. Der Systemversuch Fruchtfolge in Harste bietet dabei besonders durch den Löss-Boden und einer ebenen Fläche optimale Feldversuchsbedingungen.

 

Alle Beteiligten bedanken sich bei Frau Dornieden für den Besuch und den interessanten und regen Austausch.

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Autoren: Sebastian Streit und Lea Pichler (Institut für Zuckerrübenforschung, IfZ)

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Kontakt - Sebastian Streit: streit@ifz-goettingen.de

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